Donnerstag, 9. August 2007

Biblische Orientierung im Januar 2007

Konzentrierte Gemeinde

Nachfolge in der konzentrierten Hinwendung zu den Menschen: mit einer Stimme, ohne Spaltung, fest im Halt aneinander, in einem Sinn und in einer Meinung

Eher durch Zufall bin ich in diesen Tagen in den 1. Korintherbrief (1. Kor.) gestolpert. Der 1. Kor. ist ein historisches Zeugnis für eine tiefe Disharmonie in einer Gemeinde! Eigentlich hatte ich seit Monaten schon das Gefühl, dass ich diesen Brief mal wieder lesen sollte – aber wer beschäftigt sich schon gerne freiwillig mit Disharmonie?

Die Gemeinde in Korinth z. Zt. des Paulus (Pls) ist eine typische, gesettlete Gemeinde; man hat was erreicht, man kann sich sehen lassen, man hat einen ganz ordentlichen Bestand, man hatte seine Erfolge, man hat eine Tradition, man hat seine Rezepte, wie’s immer ganz gut gelaufen ist.
Könnte man typische korinthische Gemeindemitglieder fragen, warum ihre Gemeinde denn existiert, würden sie größtenteils antworten: „Die Aufgabe der Gemeinde ist es, sich um meine Bedürfnisse und um die meiner Familie, um die Bedürfnisse meines Kreises, meiner Gruppe zu kümmern!“ – Diese Antwort gibt es bis heute (und diese Antwort gibt es auch bei uns:) In Prozenten umrissen denken über 80% der Gemeindeglieder so! - Die Rolle des Pfarrers in einer solchen Gemeinde ist ebenfalls klar: er hält die Schäfchen, die bereits im Stall sind, glücklich und bei Laune, dass diese auch nur ja nicht fortlaufen! Gut; es gibt noch ca. 10%, die auf die Frage, wozu eine Gemeinde denn da sei, antworten: „Die Aufgabe der Gemeinde ist es, Menschen für die Botschaft von Jesus Christus zu gewinnen!“
Natürlich wurde eine ähnliche Umfrage unter Gemeindepastoren gemacht; die Ergebnisse waren genau umgekehrt. 90% sehen die Gemeinden mit der Botschaft von Jesus in die Welt gesandt – und nur 10% sehen das Ziel von Gemeindearbeit in der Bedürfnisbefriedigung ihrer Gemeindeglieder. Konflikte und Disharmonie sind da vorprogrammiert – nicht nur zwischen Pastoren und Gemeindeleitungsgremium, zwischen Pls und den Korinthern – sondern auch innerhalb der Gemeinde, unter den Korinthern. Und bei uns natürlich auch!

Als ich Sonntagmittag begann, den 1. Kor. zu lesen, da hat mich das zum ersten Mal richtig überwältigt, wie und was der Pls da schreibt (1,4-9) …: seine Dankbarkeit


  • für diese Gemeinde und ihr Dasein,
  • für den Reichtum an Gaben und Fähigkeiten, den es in dieser Gemeinde gibt.

Aber – und ich glaube, das ist entscheidend: Das macht Pls nicht an den Menschen dieser Gemeinde fest, sondern an dem wunderbaren Gott, der die Menschen dieser Gemeinde eben so und nicht anders mit diesen Gaben und Fähigkeiten beschenkt hat – nicht zu ihrem eigenen Ruhm, sondern zu Gottes Ruhm!
Und dann kommt Pls sofort zur Sache (1,11ff.); er zeigt die Konflikte, die Spaltungen, die z. T. tiefgreifenden Disharmonien auf - und hält dagegen:
Gemeinde spricht mit einer Stimme, handelt ohne Spaltung, lebt fest im Halt aneinander, in einem Sinn und in einer Meinung (vgl. 1,10). –

Ganz schön mutig hingeschrieben und ganz schön mutig gesprochen! Manche nennen so was Gleichschaltung! Ich nenne das ganz einfach: einen Konzentrationsversuch!
Für Pls ist der Grund von Gemeindearbeit vollkommen klar und deutlich! Wenn man ihn fragt, wodurch eine Gemeinde existiert, wird er sagen: Durch Jesus Christus. Das ist der Grund, auf dem eine Gemeinde gebaut wird (1. Kor. 3,11). Auf oder aus einem anderen Grund klappt nicht, wird was anderes - aber keine Gemeinde!
Für Pls ist Gemeinde der Leib Christi, der Körper Jesu in der Welt, die liebende, annehmende, leidenschaftliche Gegenwart Gottes in der Welt! Und für Pls geht es in den meisten Briefen, die von ihm im Neuen Testament geschrieben sind, darum, diesen Leib Christi funktionstüchtig zu erhalten oder wieder funktionstüchtig zu machen! Und funktionstüchtig ist ein Leib, ein Körper, ein Organismus nur, wenn er einheitliche und koordinierte Abläufe hat, wenn er ein Zentrum hat, das seine Lebensäußerungen koordiniert! Konzentration!

Dieses Zentrum ist für Pls ganz klar: die Hinwendung Gottes nicht zur Kirche, sondern zur Welt, zu den Menschen, in Jesus! Wenn Gemeinde tatsächlich Gemeinde sein will, dann vollzieht sie diese Hinwendung konzentriert nach. Komplett: mit einer Stimme, ohne Spaltung, fest im Halt aneinander, in einem Sinn und in einer Meinung. Konzentriert auf Gottes großartige Vorgabe / Vorlage in Jesus! Weihnachten! Gott wirft sich mit der Botschaft von seiner Liebe in die Welt!
Nicht an einen heiligen Ort, nicht in den Tempel von Jerusalem! In die Welt! Die Welt selbst wird zum heiligen Ort, weil er sich hineingeworfen hat! Das hat für mich Priorität in diesem Jahr! Die Hinwendung zu den Menschen, denen wir die Botschaft von Gottes Liebe und die Einladung zum Glauben schuldig sind! Und das ist nichts Neues.
Ganz pointiert zusammengefasst findet man das auch im Leitbild 2010 des Kirchenkreises Herne:

  1. Die Herausforderung durch die säkularisierte Gesellschaft - Wir nehmen wahr: Die Mehrheit der Menschen unserer Region, Kirchenmitglieder oder nicht, lebt ohne eine lebendige Beziehung zu Gott. Jesus Christus ist nicht Vorbild ihres Handelns. Gleichzeitig suchen Menschen nach Sinn und innerem Halt.Wir sind ihnen die Einladung zum Glauben schuldig. Wir bezeugen ihnen, was Gott für uns Menschen getan hat. Wir geben ihnen ein glaubwürdiges Vorbild christlichen Lebens.Wir bezeugen unseren Glauben in friedfertiger Nachbarschaft und Auseinandersetzung mit anderen Religionen, in unserer Region insbesondere mit dem Islam, religiösen Strömungen und säkularen Lebensauffassungen.
  2. Die Herausforderung durch die pfarrerzentrierte Kirche - Die Gemeinden unserer Region werden in der Regel noch wahrgenommen und in Anspruch genommen als vom Pfarramt dominierte Teile einer behördenähnlichen Institution.Wir wollen leben und erkannt werden als eine Gemeinschaft mündiger Christinnen und Christen, die Jesu Wort zusammenführt, die sich gemeinsam der Nähe Gottes freut, den Glauben teilt und ihn im Alltag vielfältig Gestalt gewinnen läßt.Wir fördern in Kirchengemeinden und Fachbereichen das Engagement Ehrenamtlicher. Menschen sollen sich mit ihren Begabungen in Gottesdienst und Gemeindeleben entfalten können und verantwortlich in der Gemeinde mitarbeiten.

Mittwoch, 8. August 2007

Predigt über Jesaja 43,1-7 am 15. Juli 2007 in der Trinitatiskirche Bochum

Drei Dimensionen des Glaubens

Was macht Sie einzigartig?

Ist es Ihr Name? Ist es Ihr Aussehen? Ist es Ihr Fingerabdruck? Ist es Ihr Leben? Was macht Sie wirklich einzigartig? Vielleicht unterscheidet mich mein Fingerabdruck oder die Anordnung meiner Chromosomen vom Rest der Menschheit! Aber den Rest der Menschheit auch von mir! Das macht mich nicht wirklich einzigartig!
Es gibt zwar tatsächlich in einem jeden Leben ganz besondere glückliche Momente, schicksalhafte Begebenheiten und sicher auch sehr tiefgreifende notvolle Erfahrungen. Und doch: Immer wieder begegnen einem Menschen, die ganz Ähnliches erlebt haben wie man selbst. - Auch mein Leben, mein Schicksal, die Summe meiner Lebenserfahrung macht mich nicht wirklich einzigartig!

Wirklich unverwechselbar und einzigartig werde ich allein durch andere! Dadurch, dass andere „Du“ zu mir sagen und ganz allein mich meinen: meine Kinder, meine Frau, meine Eltern, Schwestern und Brüder, Freundinnen und Freunde! Dadurch, dass die mich bei meinem Namen rufen und wirklich mich meinen, dadurch werde ich wirklich einzigartig und unverwechselbar! Und jeder, der ein solches „Du“ vermissen muss, weiß wie wenig das Leben wert ist ohne dieses Wort „Du“!

Gottes Ruf macht uns einzigartig

Gott weiß es auch. Und darum hat er Ihrem Leben einen einzigartigen und unverwechselbaren Wert verliehen! Und das ist unser Wort für heute aus Jesaja 43 (Verse 1 bis 7): „Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (43,1)
Das macht Sie, das macht mich, uns einzigartig! Dass Gott „Du“ zu uns sagt! Dass er Sie, mich, uns mit Namen kennt! Und mehr noch: er kennt uns nicht nur; er ruft uns! Das ist das Entscheidende, dass er uns ruft!

Wir sind nicht irgendeinem blinden Schicksal überlassene Existenzen, von Stern oder Unstern ziellos hin und hergetriebene Alltagsnomaden auf der einen Seite! Und auf der anderen Seite sind wir auch nicht das, was wir so gerne wären: die Bestimmer! Das spielen meine Kinder immer so gern: „Einen Tag mal der Bestimmer sein, das Sagen haben!“
Aber weder wir haben das Leben in der Hand, noch hat das Leben uns in der Hand! Sondern: dieses Leben, das wir, Sie und ich leben, hat ein ganz klares Ziel: dass wir Gottes Ruf, Gottes „Du“ hören! Und unser Leben unterliegt einer ganz klaren Regel und Grenze: „Du bist mein!“, sagt Gott. „Du gehörst nicht dir!“
Diese sieben Verse aus Jesaja 43 bringen es auf den Punkt, was letztlich über unseren Glauben an Gott zu sagen ist! Über unseren persönlichen Glauben wie auch über unseren Glauben an ihn als Gemeinde, als Gemeinschaft!

Es gibt im Grunde drei Dimensionen des Glaubens. Man könnte auch sagen: Stufen des Glaubens! Denn Stufen sind dazu da, dass man ein höher liegendes Ziel erreicht! Und wenn man ans Ziel will, muss man es wagen, sie zu gehen, zu ersteigen, manchmal auch zu erklimmen! Glaube ist:


1. Fürwahrhalten,
2. Vertrauen (v.1-5a) und
3. Gehorsam (v.7)
Glaube ist Fürwahrhalten
Die unterste Stufe des Glaubens ist also das reine Fürwahrhalten, also daran zu glauben, dass bestimmte Dinge einfach wahr sind! Ganz viele Menschen werden darum, wenn Sie sie fragen „Glauben Sie an Gott?“, bedenkenlos (und leider oft auch gedankenlos!) sagen: „Ja!“ Nicht weil sie sich mit ihrem Leben Gott anvertraut haben, seinem Ruf gefolgt sind, sondern einfach nur, weil sie es für wahr halten, dass da irgendwo ein Gott ist, der dieses oder jenes gemacht hat, was man nicht anders erklären kann oder will ohne die Existenz eines Gottes anzunehmen. Das hat mit Christsein aber noch nichts zu tun!
Glaube ist Vertrauen
Die nächste Dimension oder Stufe des Glaubens lautet: Glaube ist Vertrauen! Gott möchte mehr von uns, all dass wir seine Existenz für wahr halten! „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (43,1)
Gott möchte unser Vertrauen! Gott möchte unser Herz. Gott möchte ins Zentrum unseres Lebens!
  • Gott möchte, dass wir ihn an unsere Angst heranlassen, an unsere zahlreichen kleinen und großen Lebensängste, die uns in Schach halten!
  • Er möchte, dass wir ihn an unsere Gefangenschaft, an unsere Fesseln heranlassen, die unser Leben und unser Gemeindeleben so einengen, an unseren Kleinglauben, an unsere Gleichgültigkeit gegeneinander und gegenüber den Menschen, die wir noch nicht mit der Botschaft von Jesus Christus erreicht haben, an unsere Ichbezogenheit und Selbstzufriedenheit!
  • Gott möchte an unsere Anonymität und Einsamkeit. Er möchte, dass wir wissen, dass er weiß: um uns, um unseren Namen, um unsere Schuld! Nur so gibt es Gnade: Nur wenn einer weiß! Wenn einer kennt!

Gott möchte unser Vertrauen! Er sagt: „Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.“ (43,2) Gott sagt damit: In den Krisensituationen deines Lebens bist du nicht ausgeliefert!

Ich glaube, wir sind uns darüber einig, dass ein Leben nicht immer nur gelingt! In der Summe eines Lebens (und auch in der Zwischensumme, die Sie und ich ganz persönlich für uns in ein paar Gedanken jetzt und hier aufaddieren können) finden sich viele Scherben! Scherben unserer Fehlentscheidungen, unserer Verletzungen und tiefen Brüche und Einbrüche, Scherben unserer Schuld und zugeschlagener Türen!

  • Mose mit den Israeliten am Schilfmeer: War es die richtige Entscheidung aus der Sicherheit Ägyptens auszubrechen?
  • Josua mit dem Volk Israel am Jordan: Soll alles so bleiben wie es ist - oder sollen wir den Schritt in die Zukunft und ins Ungewisse wagen?
  • Daniel und seine Gefährten vor dem Feuerofen: War es richtig, Gott so kompromisslos zu trauen und zu dienen?

„Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.“ (43,2)

Wer sagt denn so was? Wer kann denn so was sagen?

„So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, ... und dich gemacht hat, ... der HERR, dein Gott, der Heilige ..., dein Heiland“ (43,1+3). Hier spricht der Gott, der unsere Hilfe ist, der Himmel und Erde gemacht hat, unser Schöpfer, creator, der also zutiefst kreativ ist und genau das auch mitten in unserem Leben und in unserem Gemeindeleben sein will!
Und dieser Gott möchte uns mit all dem, was uns ausmacht! Er möchte uns mit unseren Fähigkeiten und Begabungen, mit den Scherben unserer Fehlentscheidungen und Verletzungen, unserer Schuld! Er möchte all das wertvolle und auch das zerschlagene Porzellan unseres Lebens und Gemeindelebens! Und er wird daraus etwas Großartiges machen!
Gott möchte unser Vertrauen! Vertrauen ist eine wichtige, eine entscheidende Dimension des Glaubens - aber immer noch nicht alles.

Glaube ist Gehorsam

Denn es gibt noch eine weitere Dimension, eine nächste Stufe des Glaubens! Und das ist letztlich die Einschneidendste und Unerlässlichste! Wir finden sie in der Bibel - und zwar häufiger als wir denken! Unserer Alltagssprache heute ist sie eher fremd. Glauben heißt nämlich auch Gehorchen! Gott und sein Wort ernst nehmen und danach tun, handeln!
Konkret heißt das: Ich kann an die Existenz eines Gottes glauben; ich kann darauf vertrauen, dass Gott in meinem Leben und im Leben meiner Gemeinde kreativ werden will! Aber solange ich ihm und seinem Wort nicht gehorche, das, was ich von ihm weiß, höre und lerne, nicht in meinem Leben umsetze, solange wird mein Glaube nicht konkret, nicht wirksam und bringt nicht ans Ziel! Und ums Ziel geht es uns doch!? Ganz platt gefragt: Oder wollen wir nicht in den Himmel?
Und wirklich: „Gehorsam“ oder wie es die Bibel oft nennt: „Glaubensgehorsam“, das zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichten der Bibel:

  • Adam und Eva waren nicht gehorsam - und das führte zu einer ganz tiefen Trennung von Gott!
  • Abraham war Gott gehorsam, musste es immer neu lernen, gelangte aber ans Ziel!
  • Auch Mose hatte hart an seinem Gehorsam gegenüber Gott zu arbeiten. Er gelangte nicht ins Gelobte Land, aber doch ans Ziel bei Gott!
  • Die Propheten der Bibel waren nicht begeistert, als Gott sie in den Gehorsam rief, aber sie folgten seinem Ruf und gelangten ans Ziel!
  • Die Jünger? Was taten sie, als Jesus sie rief? Sie gehorchten. Sie gingen aus ihren gewohnten Sicherheiten in die Unsicherheit der Nachfolge - und gelangten ans Ziel!
  • Die Berufungsgeschichte des Paulus in Apostelgeschichte 9 ist geradezu ein Paradebeispiel für Glaubensgehorsam, der dich aus dem, was du gewohnt bist, was du für richtig und gottgefällig hältst, herausruft und dich ans Ziel bringt: nämlich Gott näher! Dich ihm ähnlicher macht! - Paulus und Hananias, um die es in dieser Geschichte geht, hingen an alten Zöpfen! Und hätten sie die nicht im Gehorsam gegenüber Gott losgelassen, wäre das Christentum eine flüchtige Erscheinung im Mittleren Osten geblieben - und niemand spräche heute mehr von Jesus!Das hat Paulus zutiefst beeindruckt und geprägt. Jahre später schreibt er an die Christen in Rom: „Ich habe die Liebe Jesu erfahren und bin als sein Apostel beauftragt, in seinem Namen bei allen Völkern Menschen für Gott zu gewinnen, damit sie an ihn glauben und ihm gehorsam werden!“ (Röm 1,5 nach HfA).Ich finde es fabelhaft, wie Paulus das so sagen kann: Ich habe die Liebe Jesu erfahren, ich bin ihm gehorsam geworden. Und jetzt möchte ich so leben, so handeln, so reden, dass auch andere diese Liebe erfahren und Gott gehorsam werden!

Es ist nicht unbotmäßig, wenn Gott von uns Gehorsam will. Er outet sich damit nicht als Diktator oder Despot. Er zeigt damit nur seine Leidenschaft für die Menschen dieser Erde! Zurück zu Jesaja: „Du bist in meinen Augen so wert geachtet und herrlich! Ich habe dich lieb! So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.“ (43,4+5).

„Gehorsam“ kommt von „gehorchen“, „horchen“, „hinhören“. Hören Sie hin, wie Gott Sie sieht! Das sind Sie: wert geachtet, herrlich, geliebt, in aller Furcht und Angst nicht allein, sondern in aller Geborgenheit begleitet vom Schöpfer und Erlöser dieser Welt! Sie sind einzigartig!

Glaubensgehorsam kann also nur heißen, dass ich dahingehend gehorsam werde, - dass ich versuche, mit meinem einzigartigen Leben, Denken, Handeln, Beten, Arbeiten die Leidenschaft Gottes für mich auf andere hin widerzuspiegeln!- Dass ich versuche, mit allem, was mir zur Verfügung steht, andere spüren zu lassen, wie einzigartig wichtig sie Gott sind!
Speziell für unseren Glauben im Alltag und in unserer Gemeinde kann das nur eine Wendung nach von innen nach außen bedeuten. Denn wenn Gottes Leidenschaft für die Menschen außerhalb unserer Gemeinde so groß ist, wie seine Leidenschaft für uns, wird er uns mit Sicherheit einmal fragen, warum wir unseren Glauben nicht offensiver, nicht außenwirksamer, nicht missionarischer gelebt haben!


Gott agiert mit der größtmöglichen Außenwirkung

Mir ist das beim Lesen der Bibel noch einmal sehr deutlich geworden: Gott dachte und handelte niemals provinziell, nur nach innen. Gott denkt und handelt global - mit der größtmöglichen Außenwirkung, konsequent missionarisch! „Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln, ich will sagen zum Norden: Gib her!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe (43,5-7).


Glaubensgehorsam - praktisch und missionarisch

Glaubensgehorsam heißt, dabei mitmachen, mitdenken, mitbeten ... Glaubensgehorsam heißt, von den alten Zöpfen abzulassen, mit denen wir nicht Gott, sondern uns selbst und unseren Eitelkeiten dienen, die anderen wiederum den Blick auf Gottes Leidenschaft für die Menschen versperren, die wir hier widerspiegeln sollten!
In Jesaja 43 findet sich auch die Jahreslosung für 2007, um die es meines Erachtens in der gesamten Evangelischen Kirche in diesem Jahr merkwürdig still geblieben ist. Im Zusammenhang gelesen: „Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde“ (Jesaja 43,18+19).

Gott schafft Neues! Gegen größte Widerstände! Und doch wächst es auf! Gott baut seine Kirche - und er baut sie immer neu auf dem dokumentierten Fundament seiner Leidenschaft für die Menschen in Jesus Christus! Darum geht es - und alles darunter oder darüber hinaus ist Haarspalterei und dient nicht Gott, sondern der Befriedigung eigener Eitelkeiten!

Wir sind aber nicht da zu unserer eigenen Ehre! Es geht hier nicht um uns! Es geht hier nicht um unsere Gemeinde, unsere Kirche, unser Haus, unsere Gruppe, unseren Chor, unseren Kindergarten; es geht hier einzig allein darum, dass wir zu Gottes Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht sind. Und Glaubensgehorsam heißt zu seiner Ehre zu leben - mit der größtmöglichen Außenwirkung!

Ich glaube, dass wir das können, oder zumindest lernen können: mehr über unseren Glauben und über unseren großartigen Gott zu sprechen! Denn dieser Glaube gibt Perspektive für das Leben jedes Menschen! Ich versuche einfach mal, ganz schlicht und beispielhaft über die Perspektiven unseres Glaubens zu sprechen - so wie Sie das sicher auch könnten:

  1. Leben ist auch immer ein großes Stück Vergangenheit! Vieles Belastendes gibt es da! Menschen sind an mir schuldig geworden, haben mich verletzt, ignoriert, herabgewürdigt. Ich bin auch schuldig geworden an Menschen, auch an Gott, an Jesus! Die Bibel erzählt von Jesus als Heiland, als von einem, der heil machen kann. Auch mich mit meiner Vergangenheit!
  2. Die Perspektive des Glaubens gilt auch für meine Gegenwart. Der Glaube an Gott hilft mir, mich den Herausforderungen des heutigen Tages zu stellen. Es geht um meine Schwierigkeiten, aber auch um meine Erfolge. Es geht um meine Sorgen und meine Ziele heute, vielleicht auch um mein Leid, meine Niederlagen. Und es geht um meinen Umgang mit mir selbst und meinen Mitmenschen. Der Glaube an Gott, der mein Leben kennt, weil er in Jesus auch eins gelebt hat, kann hier Türen öffnen, meinen Blick weiten und mein Leben in allen Dingen auf eine komplett neue Basis stellen!
  3. Dem Glauben geht es auch um Zukunft. Worauf läuft mein Leben zu? Was kommt in 10 oder 20 Jahren? Hält mein Glück? Was ist eine gesunde Basis für das Leben, für das Älter-Werden? Was ist mit dem Tod und mit all meinen Plänen, Zielen und Hoffnungen? Das sind alles Fragen, für die Gott ein Herz hat und für die er uns eine Perspektive gibt.

„So spricht der HERR, der dich geschaffen hat und dich gemacht hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ - Das kann man doch nicht für sich behalten!