Montag, 13. Oktober 2008

Die sechs großen Gs im Leben mit Gott - Predigt in der Abendkirche *zwei* am 12. Oktober 2008

Heute Abend gibt es keinen Marmeladentoast, sondern ein Stück Schwarzbrot! Grundkoordinaten eines Christseins, das nicht am Ziel vorbei treiben will, ist mein Thema heute! Davon gibt es sechs Stück. Sechs großartige, wirkmächtige Geschenke Gottes, die er uns für ein Leben mit ihm zur Verfügung stellt.

Und ich möchte in diesem Zusammenhang heute mit Ihnen über das aufregendste Ereignis Ihres Lebens sprechen - und ich meine damit nicht Ihren ersten Schultag oder den Abend, an dem Sie Ihren Lebenspartner kennengelernt haben ...Ich meine schlicht und ergreifend: Ihre Geburt!

Sie werden daran wie ich auch sicher keine abrufbaren Erinnerungen haben. Aber medizinische Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass unsere Geburt ein zutiefst aufregendes Ereignis ist! Und bei weiterem Nachdenken ist das durchaus nachvollziehbar!

Die ersten neun Monate unseres Lebens waren geprägt von Fruchtwasser, Nabelschnur und Herztönen unserer Mütter! Das war unsere Welt! Und dann kam unsere Geburt sozusagen als ein geradezu fantastisches Event, das alles was wir bis dahin für die Welt und die Wirklichkeit gehalten haben, komplett in den Schatten stellte und uns mit einer Welt voller neuer Entdeckungen und Abenteuer konfrontierte und immer noch konfrontiert! Das Leben nach der Geburt ist ein ganz anderes als das vor der Geburt!

Wenn Jesus vom Leben der Kinder Gottes spricht benutzt er auch häufig den Ausdruck „Geburt“ oder besser „neue Geburt“! Und er meint damit diesen Moment, wo Menschen sich ihm mit ihrem Leben anvertrauen und bewusst Gottes Kinder werden. In Johannes 1 heißt es: Gottes Kind wird man nicht „durch natürliche Geburt oder menschliches Wollen und Machen, sondern weil Gott ... ein neues Leben gibt“. (Joh 1,13 GNB).

D. h.: Menschen, die Christen werden, erleben laut biblischer Botschaft etwas ganz Ähnliches wie eine Geburt! - Christ-Werden bedeutet ein Neu-Geboren-Werden - und Christ-Sein bedeutet ein ganz anderes, ein neues Leben unter neuen Voraussetzungen nach der neuen Geburt!

Und bei neugeborenen Christen geht es wie bei neugeborenen Kindern in erster Linie mal um eine gesunde Entwicklung: Und dafür sind sechs Faktoren entscheidend. Ich nenne sie einfach mal die sechs großen Gs im neuen Leben mit Gott! Und ich möchte Ihnen damit zeigen, was für einen wunderbaren Gott wir haben, der uns wirklich den ganzen Segen eines neuen Lebens mit ihm ermöglicht und bereitstellt.

Gott möchte uns segnen, beschenken mit einem Leben, in dem nichts, gar nichts vergeblich ist! Wenn wir zu ihm kommen als seine Kinder, uns mit unserem Leben ihm anvertrauen und uns mit dem, was wir haben und sind, in seinen Dienst stellen, dann kommen wir nicht vergeblich, dann bekommt unser Leben ein neues Ziel und einen neuen Wert!

Ich möchte heute Abend gerne in diesem Bild von der neuen Geburt bleiben! Jesus sagt ja auch: „Wer das Reich Gottes nicht empfängt (es sich nicht schenken lässt (GNB)) wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen!“ (Markus 10,15) - Fühlen Sie sich heute einfach mal in die Rolle als Kind des Vaters hinein!

(1) Gottes Wort als Grundnahrungsmittel

Was sind die Grundbedürfnisse eines neugeborenen Kindes? Klar! Nahrung zuallererst! - Und wenn wir neugeborene Christen sind, Menschen mit einem neugeschenkten Leben, brauchen wir auch Nahrung, wenn wir in diesem neuen Leben wachsen wollen, uns gut und gesund entwickeln wollen!
Petrus schreibt in einem Brief an junge, neu entstandene Gemeinden in Kleinasien einen faszinierend einfachen und überzeugenden Satz, was die Grundnahrung von Christen ist: „Wie neugeborene Kinder nach Milch schreien, so sollt ihr nach dem unverfälschten Wort Gottes verlangen, um im Glauben zu wachsen und das Ziel, eure Rettung, zu erreichen.“ (1. Petrus 2,2 GNB)

Sehen Sie, wir stehen hier also nicht im weltanschaulichen Drogeriemarkt vor einem Regal und müssen mühevoll auswählen! Wenn wir im Glauben wachsen wollen und das Ziel, unsere Rettung, erreichen wollen, gibt es da nur eine angemessene Nahrung: Das erste G: Gottes Wort! So wie es uns in der Bibel begegnet, im Gottesdienst begegnet und in Büchern, die sich mit Themen des Glaubens beschäftigen!

Nun müssen wir denn aber auch so ehrlich sein und fragen, was denn ist, wenn wir darauf keinen Hunger haben! Die Antwort ist ganz einfach: Wenn ein neugeborenes Kind keine Nahrung will, dann stimmt da was nicht! Wenn wir es in unserem neuen Leben an der notwendigen Nahrung fehlen lassen, dann stimmt bei uns auch was nicht. Dann sind wir geistlich gesehen nicht gesund!

Dann sind wir im struwwelpeterschen Sinne statt Suppenkasper Bibel-Kasper, Predigt-Kasper, Gottesdienst-Kasper! Und dann wird wie beim Suppenkasper unser neues, von Gott geschenktes Leben degenerieren und eingehen. Es wird am Ziel, an der Rettung vorbeigehen, wie Petrus das so ganz klar sagt! Dieses Wort „Rettung“ übrigens, wir können das auch als „Heil“ übersetzen oder als „Heilung, Wiederherstellung, gesunde Entwicklung“. Aber ohne die richtige Nahrung erreichen wir dieses Ziel nicht!

Denken Sie jetzt mal nicht, dass ich immer Lust habe, meine tägliche Stille Zeit mit Bibel und Gebet zu absolvieren! Oder in den Gottesdienst zu gehen! Eine Predigt anzuhören! Manchmal habe ich dazu keine Lust! Oder meine, ich hätte dafür keine Zeit! Das ist dann ein ganz klares Zeichen dafür, dass in meinem Leben mit Gott etwas faul ist! Und dann muss ich was dagegen tun, dass ich jetzt am Ziel vorbeigehe! Dann muss ich auch mal essen ohne Hunger! Denn ich brauche doch einfach diese innere geistliche Dynamik und Spannkraft, die Gott mir aus seinem Wort schenkt, zum Leben! - Und das ist meine Erfahrung, die ich Ihnen gern weiter gebe: Irgendwann stellt sich dieser Sinn für das Abenteuer des Lebens mit Gott wieder ein! Gott ist gut! Er schenkt uns das!

Seien Sie kein Bibelkasper! Es gibt hervorragende Hilfen für die tägliche Bibellese! Ein paar davon habe ich Ihnen zusammengefasst und auf ein Blatt Papier gebracht!

(2) Gebet als Kommunikation mit Gott

Ein weiteres Grundbedürfnis Neugeborener ist emotionale Zuneigung und Kommunikation! Ganz selbstverständlich schreit ein kleines Kind nach Mama und Papa - in den unmöglichsten Situationen. Und wenn Mama und Papa dann da sind, wenn das Kind ruft, dann wächst Vertrauen!

„Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!“ (Galater 4,6 LUT)Das schreibt Paulus über das zweite G, das Gebet, in Galater 4 - an erwachsene Menschen, die einen Anfang im Glauben an Gott gemacht haben!

Und ich finde das klasse - er schreibt da nicht: „Du sollst dann und dann so und so beten!“, sondern er bringt etwas auf den Punkt: Neugeborene Christen rufen ganz automatisch nach ihrem Vater im Himmel! Weil sie ihr Leben ganz aus Jesus geschenkt bekommen haben, möchten und können sie genau wie Jesus ganz selbstverständlich mit ihrem Vater im Himmel reden!

Verstehen Sie: Es ist normal, wenn wir beten! Es ist nicht normal, wenn wir das nicht tun! Und es gibt dafür auch keine Zeit und keine Unzeit! Wenn ich alleine Auto fahre, bete ich häufig. Wenn ich nervtötende Dinge tue, wie z. B. Rasenmähen, bete ich häufig. Wenn ich vor einem harten Tag morgens dusche, bete ich. Es ist besser, mit meinem Sorgen und Befürchtungen zu meinem himmlischen Vater zu gehen, als sie vor mir aufzutürmen wie einen Berg, den ich dann ohne Netz und doppelten Boten allein erklettern soll!

Es ist wunderbar, das zu wissen: „Weil ihr nun seine Kinder seid, schenkte euch Gott den Geist Jesu. Deshalb dürft ihr jetzt im Gebet zu Gott sagen: Lieber Vater!“ (Gal 4,6 HfA)

Christen, die in ihrer Beziehung zu Gott wachsen möchten, werden das noch anders nutzen. Sie werden sich eine feste Zeit am Tage zulegen, in der sie beten und mit Gott sprechen, auf ihn hören. Sie werden das mit ihrer Bibellese verbinden; sie werden im Gebet nicht nur an sich, sondern auch an andere denken, für ihre Gemeinde und Gemeinschaft beten.

(3) Glaube als angemessene Antwort auf Gottes Liebe

Sie werden das tun, weil sie etwas haben, das auch neugeborene Kinder besitzen: ein angeborenes Grundvertrauen zu ihren Eltern und zur Liebe Ihrer Eltern! - Und so wie wir als Eltern zutiefst davon beglückt sind, wenn unsere Kinder unsere Liebe zu ihnen mit ihrem Vertrauen und ihrer Liebe beantworten, so ist unser Glaube (das dritte G), unser Vertrauen zu Gott auch die einzig angemessene Antwort auf seine Liebe zu uns!

„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16 LUT)
Für mich ist das immer wieder ein völlig neuer Maßstab, an dem mein Leben gemessen wird. Wenn mein Leben nicht verloren gehen soll, dann muss ich nicht dies oder jenes machen oder nicht machen! Ich brauche bloß tun, was jedes Kind kann: Vertrauen! Glauben! Das dritte G!

Das bewusst annehmen, dass Jesus Christus für all das gestorben ist,
- was ich zuviel an Salz in der Suppe meines Lebens mit Gott habe,
- für all die Leichen, die ich im Lebens-Keller habe,
- für all die Verwundungen meiner Seele und für die die ich anderen Seelen zugefügt habe,
- für alles, was mich hier bindet und knechtet, unendlich belastet.
Er macht mich davon frei, nimmt das alles mit ans Kreuz, reißt es in den Tod - und da kann ich es lassen! Und dann kommt er als Auferstandener zu mir und beschenkt mich mit einem neuen Leben!
Johannes schreibt: „Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, denen, die an seinen Namen glauben!“ (Johannes 1,12 LUT)

Alles andere fallen lassen, ihn aufnehmen - das macht zu Gottes Kind! Das bringt ans Ziel! Das zieht ganz neue Kreise in deinem Leben!

(4) Gottes Gebote als Wertvorstellungen des Lebens mit Gott

Alles andere fallen lassen, Jesus Herrn in meinem Leben sein lassen, das zieht neue Kreise im Leben! Und das stellt auch vor neue Herausforderungen! Neugeborene Christen müssen wie neugeborene Kinder massenhaft neue Dinge lernen, damit sie in ihrem neuen Leben leben und überleben können.

Für unser Leben mit Gott ist es entscheidend wichtig, von wem wir lernen. Denn es gibt unendlich viele Lernangebote, die uns beeinflussen. Ob Sie fernsehen, ein Buch lesen, im Internet surfen, mit der Nachbarin reden, ob wir gleich im Foyer stehen und miteinander sprechen: Es wird immer gelernt, beeinflusst; Einstellungen werden verändert oder untermauert. Und wir haben uns ganz schön angewöhnt, auf die laute Mehrheit zu hören!

Jesus sagt seinen Leuten dazu:
„Lasst euch von mir in den Dienst nehmen, und lernt von mir! Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Bei mir findet ihr Ruhe für euer Leben. Mir zu dienen ist keine Bürde für euch, meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11,29+30 HfA)

Das ist unsere Herausforderung: Mitten unter all den Stimmen, die uns umgeben, seine Stimme zu hören! Nach seinen - und jetzt kommt das vierte G - nach seinen und Gottes Geboten zu leben!
Jesus sagt: „Das Gebot Gottes ist ewiges Leben!“ (vgl. Johannes 12,50) - Und wenn das unser Ziel ist und unser Ziel für die Menschen, die uns begegnen, dann werden wir bei unserem Reden, Denken und Handeln nicht mehr abwarten, was denn wohl die anderen und die Mehrheit denken.
Wir werden uns fragen: Wie würde Jesus darüber denken? Was würde Jesus dazu sagen? Was würde Jesus tun? Wie lautet sein Gebot in diesem ganz konkreten Moment?

(5) Gemeinschaft als Sozialform des Lebens mit Gott

Auch wenn ich noch so beredt darüber spreche: das ist nicht einfach! Jesus sagt selbst: Es ist eine „Last“, aber eine „leichte Last“! Denn er hat uns etwas Großartiges geschenkt, das uns hilft diese Last leicht zu schultern!

„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.“ (Johannes 13,34 LUT)
Sehen Sie: Es geht nicht um mich! Es geht auch nicht um Sie! Es geht um uns! „damit auch ihr einander lieb habt!“

Und da möchte ich heute Abend mal ganz prosaisch sein, was dieses „einander lieb haben“ betrifft. Wir müssen hier untereinander nicht die besten Freunde sein. Einfacher nüchterner Respekt voreinander ist schon viel. Wir begegnen uns hier als Menschen, die Gott so lieb hat, dass er seinen Sohn für sie gegeben hat! Das erleben Sie nirgendwo anders! Nur in der Gemeinschaft mit anderen Christen!

Das ist Gottes Geschenk! Dass wir hier miteinander und voneinander lernen können, wie man mit Gott lebt! Das 5 G: Gemeinschaft oder Gemeinde!

Mich springt bei diesem Thema, bei diesem G immer ein Vers aus Hebräer 10 an: „Einige haben sich angewöhnt, den Gemeindeversammlungen fernzubleiben. Das ist nicht gut; vielmehr sollt ihr einander Mut machen.“ (Hebräer 10,25 GNB)

Eigentlich steht da: „sollt ihr einander ermahnen!“ Aber das kommt letztlich aufs Selbe raus: Gottes Kinder suchen Gemeinschaft! Wenn sie das nicht mehr tun, wenn sie sich vereinzeln, dann ist das auch nicht mehr normal! Denn schließen sie sich von einer ganz einzigartigen Kraftquelle aus: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“, sagt Jesus, „da bin ich mitten unter ihnen!“ (Matthäus 18,20).
Wenn ich hier mit euch zusammen Gottesdienst feiere, dann rechne ich damit, dass Jesus mit seinem Heiligen Geist hier mitten unter uns ist und wirkt! Für euch! Für mich!

Wenn ich drei Wochen irgendwo außerhalb Urlaub mache und keine Gemeinschaft mit anderen Christen erlebe, dann fehlt mir was. Dann merke ich, dass ich geistlich verkümmere!

Lasst uns einander ermahnen und ermutigen, beieinander zu bleiben! Wir gehören miteinander zu Jesus - in die Kraft und Gegenwart seines Geistes!

(6) Gnade als resozialisierende Vergebung in Aktion

Jetzt kommt das sechste und für mich das Größte G überhaupt! Gottes Gnade! Seine Vergebung in Aktion! Unerlässlich lebenswichtig für Gottes Kinder! -
Der 1. Johannesbrief bringt das auf den Punkt. Da heißt es: „Wenn wir behaupten: ‚Wir sind ohne Schuld’, betrügen wir uns selbst und die Wahrheit lebt nicht in uns. Wenn wir aber unsere Verfehlungen eingestehen, können wir damit rechnen, dass Gott treu und gerecht ist: Er wird uns dann unsere Verfehlungen vergeben und uns von aller Schuld reinigen.“ (1. Johannes 1,8+9 GNB)

So süß und herrlich kleine Kinder sind, Gottes Kinder auch! - aber manchmal stinkt es bei ihnen zum Himmel!
Wir machen schlimme Fehler. Ich - und Sie auch! Wir laden Schuld auf uns!
Persönliche Schuld vor Gott,
- wenn wir sein Wort vernachlässigen,
- wenn wir nicht mit ihm reden und nicht auf ihn hören!
- Wenn wir nicht mutig auf seine große Kraft vertrauen, ihm glauben, sondern ängstlich auf unsere kleinen Erfahrungen setzen,
- sein Gebot nicht ernst nehmen.

Schuld im Umgang miteinander,
- weil wir Gemeinschaft vernachlässigen, verletzen!

Das ist schlimm! Aber das ist nicht das Ende! Denn Gott ist treu und gerecht! Er vergibt uns, wenn wir mit unserer Schuld zu ihm kommen! Er schenkt uns einen neuen Anfang! Jesus lebt! Er ist hier um uns zu sagen: Ich habe die Last deiner Schuld getragen, damit du aufstehen und weiter als Gottes Kind leben kannst!
Mein Lieblingswort aus dem Buch der Sprüche (24,16): „Ein Gerechter fällt siebenmal und steht wieder auf!“
Verstehen Sie, Gott möchte, dass wir das Ziel erreichen! Wie der Vater in der Geschichte vom verlorenen Sohn steht er jeden Tag da und hält Ausschau nach uns: Macht mein Kind sein Leben! Findet es den Weg zu mir?

Er hat uns alles dafür gegeben, was wir dafür brauchen, um diesen Weg zu finden:
- Sein Wort
- seine Telefonnummer, um mit ihm in kontakt zu bleiben: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen!“ (Psalm 50,15)
- den Glauben, die Möglichkeit des Vertrauens in seine Liebe
- seine Gebote als Navigationsgerät für den Weg in seine Arme
- seine Gemeinschaft: Menschen, die uns ermutigen und denen wir Ermutigung schuldig sind - und mittendrin er selbst
- seine Gnade, seine Bereitschaft, uns all das immer wieder neu zu schenken!

Gott möchte Sie segnen, Ihr Leben segnen mit diesen sechs großen Gs des Lebens mit ihm. Und ich bin mir sicher, dass Gott Ihnen heute Abend wenigstens eins dieser Gs besonders ans Herz gelegt hat. Halten Sie das fest!

Nehmen Sie sich das ganz fest vor: In dieser Woche lebe ich mit besonderer Aufmerksamkeit für dieses G und für den Segen, den Gott mir damit schenken will und für den Segen, den ich dadurch mit anderen teilen kann! Für die Freude darüber, so rundum versorgt und geborgen zu sein als sein Kind!

Ja, lieber Herr Jesus Christus, das möchte ich heute Abend ganz bewusst tun: Mich auf diese Freude einlassen, in dir geborgen zu sein! Ich möchte das jetzt ganz bewusst annehmen und stehen lassen, dass du aus Liebe zu mir gestorben bist, für alles,- was ich zuviel an Salz in der Suppe meines Lebens mit Gott habe, - für all die Leichen, die ich im Lebens-Keller habe, - für all die Verwundungen meiner Seele und für die die ich anderen Seelen zugefügt habe, - für alles, was mich hier bindet und knechtet, unendlich belastet.Du willst, dass ich davon frei bin! Deswegen kommst du als Auferstandener zu mir in mein Leben und beschenkst mich mit einem neuen Leben, gibst mir Macht Kind des Vaters zu sein!Ich habe dein Wort, ich habe die Möglichkeit mit dir über mein ganzes Leben zu sprechen, ich darf dir vertrauen und deinem Wort für mich gehorchen. Du rufst mich in deine Gemeinschaft, in deine Gemeinde, weil ich dir, mit dem was ich kann, wichtig bin! Du möchtest mit der ganzen Kraft deiner Auferstehung in mir leben und schenkst mir die Möglichkeit eines neuen Anfangs mit dir!Dafür lobe und preise ich dich mit meinem Leben! Amen.

Dienstag, 26. August 2008

Heilige Orte im Alltag - Predigt beim Gottesdienst zur Silbernen Konfirmation am 24. August 2008

Gott gehört unser Herz, unser Dank! Denn er tut Gutes! Auch heute. Jetzt!

Ich erzähle mal schnell einen geklauten Witz den ich hier bei unserer Willow Creek Tagung im Mai von Jörg Ahlbrecht gehört habe!

Da ist nachts ein Einbrecher in eine Wohnung eingestiegen. Hat soweit alles gut geklappt. Die Wohnungsinhaber sind ins Kino gefahren. Der Einbrecher fühlt sich also ziemlich sicher und sucht gerade die Kassette mit dem Familienschmuck. Und plötzlich hört er ganz in seiner Nähe eine Stimme, die sagt: „Heinrich sieht dich - und Jesus sieht dich auch!“ Vor Schreck lässt er fast seine schwere Taschenlampe fallen. „Mist, jetzt bin ich geschnappt! Gleich geht die Alarmanlage los, dann kommt die Polizei - und das war’s, Frau Mars!“
Aber nichts dergleichen passiert. Alles bleibt still. Unser Einbrecher denkt sich, dass ihm die Einbrecherei langsam an die Nerven geht und dass darum sein Gehör schon halluziniert ... Aber damit kann man ja nicht zum Arzt gehen: „Herr Doktor, immer wenn ich einbreche, höre ich Stimmen!“
Also macht er seine Taschenlampe wieder an und sucht weiter. Nach kurzer Zeit wieder die Stimme: „Heinrich sieht dich - und Jesus sieht dich auch!“ Und danach wieder komplette Stille. Unser Einbrecher fasst sich jetzt ein Herz und untersucht das Zimmer, in dem er sich befindet genauer - und tatsächlich. Im Licht seiner Taschenlampe entdeckt er einen Papageienkäfig mit Inhalt, der ihn ziemlich wach anblinzelt! Dem Einbrecher fällt ein Stein vom Herzen, aber er ärgert sich auch, dass er dem Papagei so auf den Leim gegangen ist und fährt den Vogel an: „Hör mal, eins will ich sagen: „Heinrich ist aber ein total bescheuerter Name für einen Papagei!“ Da sagt der Papagei: „Jaja, unser Herrchen ist schon ein bisschen durchgeknallt mit seiner Namensgebung für uns Haustiere! Stell dir vor: Den Rottweiler, der da gerade hinterm Sofa die Zähne bleckt, hat er Jesus genannt!“

Sehen Sie, die Vorstellungen, die wir so von Jesus haben, können total irreführend sein! Und es gibt viele Vorstellungen von Jesus! Durchaus richtige! Und doch sind sie manchmal irreführend!
- Selbstverständlich ist Jesus ein Religionsstifter!
- Es gibt viele gute Gründe ihn einen Propheten des gewaltfreien Lebens zu nennen.
- Oder zu sagen, dass er eine historische Persönlichkeit war, die neue und intensive Gottesbeziehung gelehrt und gelebt hat!

Aber ich halte das letztlich alles für Schnee von gestern! Was hat mir das heute zu sagen? Da wird es spannend!
- Was hat mir Jesus zu sagen, wenn ich eine Zeitung aufschlage, und dort lese, dass es in China 80 Millionen Christen gibt und dass die Gemeinden und Kirchen und Hauskirchen dort explosionsartig wachsen - trotz Verboten und Verfolgungen?!
- Was sagt mir das, wenn in Zentraltansania die Politiker sagen: Bitte mehr christliche Mission in unserem Land! Das verändert die Menschen und die Verhältnisse zum Guten?!
- Oder wenn in Südamerika zerstörte Familien gesund werden und mit neuer Hoffnung leben können, weil Familienväter Alkohol- und Drogenmissbrauch an die Seite stellen und sonntags in eine Wellblechkirche zum Gottesdienst gehen!?
Wahrend wir vielleicht von den Scheußlichkeiten von Gestern reden, von Kreuzzügen der Kirchen und von Mission mit dem Schwert, erfährt unsere heutige Welt im Namen Jesu viel Gutes! Gott tut Gutes!

Sehen Sie, ich halte das für entscheidend, dass wir Jesus nach seiner Bedeutung für Gestern beurteilen! Wir sollten ihn bei seinem Wort nehmen:

„Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben sollen!“ (Johannes 10,10b). Das ist ein toller Satz, den ich liebe. Aber er ist noch nicht komplett!
Jesus sagt diesen Satz in einem Zusammenhang, wo er von sich selber als guter Hirte spricht, der will, dass seine Schafe leben leben! Und der komplette Satz heißt: „Der Dieb kommt nur um zu stehlen und zu schlachten und zu zerstören! Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben sollen!“

Ich glaube, dieser Satz bringt unser Leben, was unsere Vorstellungen von Gott betrifft ziemlich auf den Punkt:
Wir sind damit durch das Feuer des Lebens, des Alltags gegangen! Das kann Glauben vertiefen; das kann aber auch unser Vorstellungen von Gott sehr abklären, abkühlen und abgestanden aussehen lassen! Das kann uns, was unser ganz alltägliches Leben betrifft, auch Gott gegenüber gleichgültig machen! Und dann sind wir um etwas Entscheidendes beklaut!
Wissen Sie, vor 25/26 Jahre haben Sie hier als Konfis gesessen! Und was liegt eigentlich näher, als bei solchen Konfirmationsjubiläen über verrinnende Zeit, ausfallende Haare und erste Fältchen zu reden! Wir können das nacheher gerne machen. Ich habe da Erfahrung ... Aber ich möchte das heute hier un d jetzt nicht: über verrinnende und verronnene Zeit sprechen.

Ich möchte Ihnen lieber sagen, dass Sie Zeit haben! Zeit, sich mit Ihrem Leben zu beschäftigen! Das ist nichts Mittelmäßiges, leidlich Erträgliches, sondern was Großartiges, Ihr Leben! Meins auch nicht! Es ist ein großartiges Geschenk - und ich liebe es! Und das möchte ich heute für Sie: Dass Sie das Geschenk, das Gott Ihnen mit Ihrem ganz konkreten Leben macht, tiefer verstehen! Dass Sie heute für sich ein Stück Himmel offen sehen können: einen Gott, der sich nichts Größeres vorstellen kann, als mit Ihnen in Gemeinschaft zu leben und Ihr Leben und das Leben der Menschen in Ihrem Umfeld zu segnen!

Wer den Himmel offen sehen will, muss auch hingucken!
Nimm dein Leben ernst! Nimm die Momente, die dein Leben dir bietet, ernst! Wenn du dich angesprochen fühlst, geh nicht gleich wieder zur Tagesordnung über, sondern höre genauer hin. Nimm es mit und denke darüber nach! Lies was dazu! Sprich mit anderen darüber!

Ich will Ihnen heute ein wenig was über Mose erzählen. Mose hat den Himmel offen gesehen! Sie kennen vielleicht die Geschichte, wie Mose in der Wüste die Schafe seines Schwiegervaters hütete ... und dann eben diesen brennenden Dornbusch entdeckte ...
Wissen Sie, Mose hätte in dem Moment auch sagen können: Da hat doch wieder ein Touri beim Oasen-Hopping mit dem Kamel-Shuttle eine Colaflasche in unsere wunderbare Wüste geschmissen. Jetzt hat die Sonne drauf geschienen und wir haben ein lustiges Feuerchen!
Nein, Mose geht nicht zur Tagesordnung über: Mose guckt hin! „Und als Mose hinsah, siehe, da brannte ein Dornbusch im Feuer. Aber der Dornbusch verbrannte nicht. Da dachte Mose: Ich will doch mal hinübergehen und diese wunderbare Erscheinung näher anschauen, warum dieser Dornbusch nicht verbrennt.“

Mal ein paar Worte zu Mose! Von seiner Mutter aus Angst vor den mordlustigen Ägyptern in einem Binsenkörbchen auf dem Nil ausgesetzt und wundersam gerettet und adoptiert von der Pharaonentochter! Und die ganze vielversprechende Karriere geht baden, weil Mose dann einen Staatsbeamten erschlug, der seine israelitischen Geschwister misshandelte. Aus der Kulturmetropole am Nil flieht Mose dann mitten in die Pampa und gründet sich dort eine Incognito-Existenz als Schafhirte! Vierzig Jahre lang Tag für Tag nichts als die Zicken und Böcke von Schwiegervater, wenn man eigentlich für etwas anderes qualifiziert ist!

Und dann taucht Gott auf - mitten an einem ganz normalen Tag in der Alltagspampa ruft er aus einem brennenden Dornbusch: „Moses!“
Wissen Sie, diese Szene fasziniert, beglückt mich! Ist das nachvollziehbar? Gott weiß Bescheid über den abgetauchten Mose! Der kennt ihn! Und der kennt uns! Er kennt unsere Namen! Unseren Alltag! Und unser Alltagsgesicht!
Neulich auf der Straße sah mich ein Pärchen so erwartungsvoll an, dass ich vorsichtshalber mal grüßte. Als sie vorbei waren, hört ich sie zu ihm sagen: „Ach, der kennt uns doch gar nicht!“ Kunststück, wenn man sich immer bloß Weihnachten sieht! Wichtig ist, dass Gott unsere Namen kennt! Unser Leben! Unsere Lebensumstände!

Und dann sagt Gott etwas, das mich total erstaunt! Er sagt: „Komm nicht näher. Und zieh die Schuhe aus; denn der Ort auf dem du stehst, ist ein heiliges Land!“ (Exodus 3,5)
Mose steht da inmitten der Pampa seines Alltags, in all den Verwicklungen seines wirklich ziemlich verbogenen Lebens - und Gott sagt:
„Der Punkt, der Moment, an dem du jetzt stehst, der ist heiliges Land. Hier kann ich dein Leben verändern!
Du brauchst nicht näherzukommen, ich bin da! Zieh lieber die Schuhe aus, spüre den Boden, bleib in Kontakt mit diesem Moment! Hier geht es um dich!“

Und dann sagt Gott noch etwas: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs!“ (3,6)
Auch wenn sich das ein bisschen so anhört, aber Gott listet hier keinen Stammbaum auf; er sagt einfach nur: „Ich kenne dich! Ich kenne deine Familie, deine Frau, deine Kinder! Ich kenne euch seit Generationen! Ich habe euch gemacht!“
Gott hat ein Wissen darum, ein Gefühl dafür, wie einmalig und wertvoll jeder Moment unseres Lebens ist! Er hat uns gemacht! Es kommt ihm darauf an, das wir um unseren Wert wissen - in den Oasen und in den Wüsten unseres Alltags! Darum schenkt er uns diesen Moment hier und jetzt - als einen heiligen Ort! Sie brauchen nicht die Schuhe auszuziehen! Aber bleiben Sie in Kontakt zu diesem Moment, den Gott Ihnen schenkt!

Die größte Kontaktfläche für echtes Leben, die Gott uns bietet, ist Jesus! „Der Dieb kommt nur um zu stehlen und zu schlachten und zu zerstören! Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken.“ (Johannes 10,10)

Am Ende von Lukas 18 steht eine faszinierende Geschichte über genau dieses Leben - und über meins und Ihres:
Lukas 18,35 Kurz vor Jericho saß ein blinder Bettler am Wegrand. 36 Er hörte die große Menschenmenge vorüberziehen und fragte, was da los sei. 37 Man sagte ihm, dass Jesus von Nazareth vorübergehe. 38 Da fing er an zu rufen: „Jesus, Sohn Davids, hab Mitleid mit mir!“ 39 Die Leute, die vor Jesus gingen, versuchten den Mann zum Schweigen zu bringen, aber er schrie nur noch lauter: „Sohn Davids, hab Mitleid mit mir!“ 40 Als Jesus ihn hörte, blieb er stehen und befahl, den Mann zu ihm zu bringen. Als er sich ihm näherte, 41 fragte er ihn: „Was willst du, das ich dir tun soll?“ „Herr“, bat er, „ich möchte sehen können!“ 42 Da sagte Jesus: „Sei sehend! Dein Glaube hat dich gerettet.“ 43 Und augenblicklich konnte der Mann sehen. Er folgte Jesus und lobte Gott. Und auch alle anderen, die es miterlebt hatten, rühmten Gott.

Da sitzt dieser Blinde in der Nähe des Stadttors von Jericho - und es ist wie jeden Tag: die Menschen gehen in Scharen an ihm vorbei. Und an seiner Situation ändert sich nichts. Es ist sein Job, dort zu sitzen und sich seinen Lebensunterhalt mit dem zu verdienen, was er als Blinder in der damaligen Gesellschaft kann. Betteln. Und es ist der Job der Menschen, an ihm vorbeizugehen, vielleicht um in die Stadt zu gehen, dort Handel zu treiben, vielleicht auch, um nach gelungenem Geschäft wieder aus der Stadt heraus nach Hause oder zu einer anderen Arbeit zu gehen.
Ich könnte dabei sein - oder Sie. Und ich bin der Überzeugung, diese ganze Szene könnte auch in einem Großraumbüro stattfinden oder morgens bei Ihnen in der Küche mit Kindern und Ehepartnern. Es ist nicht entscheidend in dieser Geschichte, dass da ein physisch blinder Mensch dabei ist! Es ist entscheidend, dass in dieser Geschichte Alltagsroutine stattfindet! Und dass hier einer mitten in seinem Alltag, den Blick für das Leben geschenkt bekommt!

Alles ist wie jeden Tag. Menschen gehen in Scharen an ihm vorbei. Nur heute ist einer dabei, der von sich sagt: „Ich bin gekommen, um das Leben in ganzer Fülle zu schenken.“ Und das macht diesen Moment, diesen Augenblick zu einem heiligen Ort! Denken Sie an Mose!

Und dieser Mensch dort am Stadttor reagiert. Er erkundigt sich, er fragt nach! Klar, weil er blind ist! Aber vielleicht ist das ja auch gar nicht so entscheidend! Vielleicht hat er noch nie in seinem Leben gesehen! Vielleicht fragt er einfach wie wir auch manchmal: Ist das das Leben? Klar, eigentlich ist doch alles normal: Man wird älter. Man arbeitet. Zieht die Kinder groß. Lebt mit dieser Zeitfalle, in der es aus allen Ecken mal lauter und mal leiser ruft: Du hast zu wenig Zeit für mich! Alles normal!
Aber manchmal fragt man sich doch, ob es nicht auch besser und anders sein könnte? Lebendiger. Sicherer. Gerechter. Manchmal fragt man sich: Ist das das Leben? Wenn Sie so fragen, ist das ein heiliger Ort!

Der Blinde am Stadttor fragt nach: Was geht hier ab? Und er bekommt zur Antwort: Jesus von Nazareth geht vorbei!
Und jetzt macht der Mensch am Stadttor was Eigenartiges! Er ruft nicht: Jesus von Nazareth, erbarme dich meiner! Sondern er ruft: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!
- Verstehen Sie, Jesus von Nazareth, das ist für die Leute in Jericho, eben dieser predigende Zimmermann aus Nazareth, der mal dem Nachbarn das Dach zu einem guten Kurs repariert hat.
Jesus von Nazareth, das ist der Religionsstifter, der Prophet des gewaltfreien Lebens, eine historische Persönlichkeit, die mal Geschichte geschrieben hat.

- Aber Jesus, du Sohn Davids, das ist der, der heute in China, in Zentraltansania, in Südamerika und hier bei uns in der Gemeinde Geschichte macht!
Jesus, du Sohn Davids, das ist der, der das Leben in ganzer Fülle schenkt!

Das ist alles ganz schön stark in dieser Geschichte. Das ganz normale Leben läuft hier weiter, als wäre nichts gewesen. Auch Jesus von Nazareth läuft weiter. Aber dieser Mensch am Stadttor lässt nicht locker! Das ist seine Chance, sein heiliger Ort, sein heiliger Moment und Augenblick! Und das bringt es auf den Punkt, was Glaube ist: Diesen Moment energisch festzuhalten und weiterzuverfolgen! Jesus, Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!
Und der bleibt stehen: Jesus aber stand still und ließ ihn zu sich führen ... und fragte ihn: Was willst du, dass ich dir tun soll? (Lukas 18,40+41)
„Was willst du?“ - Das ist die entscheidende Frage an diesem heiligen Ort, in diesem Augenblick!

Das ist jeden Tag die entscheidende Frage! Eine Frage, für die wir uns Zeit nehmen müssen: Was will ich? Eine Frage, die im Gespräch mit Jesus zu klären ist! Will ich heute groß von meinen Sorgen denken? Oder will ich groß von dir denken? Meinen Tag, mein Leben, meine Probleme mit dir an meiner Seite angehen?
Will ich gut von meiner Familie denken - oder will ich schlecht von ihr denken?
Will ich mit einem positiven Gefühl an meine Arbeit gehen oder mit einem negativen?
... Will ich? Sie können sich eine persönliche Liste machen ... und mit Gott über jeden einzelnen Punkt sprechen! Sie müssen nur wollen! Gott wird Sie nicht dazu zwingen! Jesus zwingt diesen Menschen am Stadttor von Jericho nicht aus der Finsternis ins Licht! Er will dorthin! Wollen Sie?

Der Blinde antwortet: „Herr, ich möchte sehen können!“ Da sagte Jesus: „Sei sehend! Dein Glaube hat dich gerettet.“ (Lukas 18,42)
Wir müssen hier genau hinhören: „Sei sehend! Dein Glaube hat dich gerettet.“ Die Rettung dieses Menschen liegt nicht darin, dass er wieder sehen kann! Sie liegt darin, dass er sieht, dass es der Glaube ist, der ihn rettet!

Es ist nicht die Sicherheit des Arbeitsplatzes, es ist nicht, dass Zuhause Gott sei Dank immer alles irgendwie glatt läuft, es ist nicht der berufliche Aufstieg, es ist nicht, weil ich so nett bin und immer alles mache - es ist der Glaube, der rettet!

Ich mag diese Geschichte besonders, weil sie zeigt, dass dieser Glaube an Jesus nicht in meinem Kopf oder in einem fromm abgeschotteten Winkel meines Herzens stattfindet, sondern dass er tatsächlich das Leben zum Überfließen bringt. Am Schluss heißt es von diesem Menschen: Er folgte Jesus und lobte Gott. Und auch alle anderen, die es miterlebt hatten, rühmten Gott. (Lukas 8,43)

Wer glaubt, lebt anders. Der findet immer einen Grund, Gott für all das Gute zu danken, zu loben, was er im Leben von Menschen tut! Der findet auch Zugang zu einer ganz neuen Familie, zu Menschen, die in einer Gemeinschaft und Gemeinde dieses überfließende Leben, das Jesus schenkt, miteinander teilen und ihm nachfolgen!

Wir wollen Ihnen, den Silberkonfirmandinnen und -konfirmanden heute ein Stück von dem heiligen Ort, den Mose und dieser Mensch aus Jericho erlebt haben, schenken und mit nach Hause geben - in Ihren Alltag!
Ein faszinierend gutes Buch über eben diesen Glauben! Geschrieben von einem faszinierenden Mann, den Sie in der vergangenen Woche vielleicht im Fernsehen gesehen haben! John McCain und Barack Obama haben sich mit ihm in seiner Kirche in Saddleback in Kalifornien getroffen, um mit ihm vor seiner Gemeinde über ihr Wahlprogramm zu diskutieren: Rick Warren! Leben mit Vision!

40 Tage lang haben Sie mit diesem Buch die Möglichkeit, jeden Tag eine Viertelstunde lang wie Mose heiliges Land zu betreten, Gott näher kennenzulernen, Ihren Glauben an Ihn zu vertiefen und in ein überfließendes Leben hineinzuwachsen, das Gott die Ehre gibt!
Ihnen, euch allen, wünsche ich viele solcher Momente echter Begegnung und Gemeinschaft mit Gott, die Ihr persönliches Leben und das Leben unserer Gemeinde verändern werden. Denn Gott tut Gutes! Amen.

Donnerstag, 17. Januar 2008

Predigt über Apostelgeschichte 10 am 21. November 2007, Trinitatiskirche

Die Situation unserer Gemeinde

als Herausforderung und Verheißung

„Wenn wir schon Gebäude schließen müssen, lasst uns doch die Kirche schließen! Das merken 60% unserer Mitarbeiter/innen und 90% unserer Gemeindeglieder sowieso erst mal nicht!“
Die Geschichte, die ich Ihnen heute nahe bringen, nein: die ich Ihnen heute ins Herz stellen möchte, durfte ich mir nicht wirklich aussuchen! Ich habe auch schon ziemlich häufig darüber gepredigt ... Ich bin von den Mitgliedern unseres Kirchenmusikalischen Ausschusses gebeten worden, heute über die Situation unserer Gemeinde als Herausforderung und Verheißung zu sprechen - und da legt sich diese Geschichte nahe! Ich lege Sie Ihnen ans Herz! Wenn Sie an unsere Gemeinde denken, nehmen Sie sich Ihre Bibel und lesen Sie sie nach! Sie steht in Apostelgeschichte 10 ...

1. Ein Mann in Cäsarea aber mit dem Namen Kornelius

und sie beginnt mit folgendem Satz:
„In Cäsarea lebt aber ein Mann namens Kornelius, ein Hauptmann der Abteilung, die „die Italische“ genannt wurde“ (10,1). Und: Kornelius hat ein Problem, das die meisten seiner Kollegen im Amt nicht hatten! Zweiter Satz in unserer Geschichte: „Kornelius war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete immer zu Gott“ (10,2). Er hielt sich also nicht an die althergebrachten römischen Gotthei­ten und Traditionen, mit denen er aufge­wachsen war! Er wird's nicht gerade leicht gehabt haben bei seinen Offizierskollegen.

2. Wer fix und fertig ist, trifft keine Engel

Ich finde es großartig, dass seine Geschichte in der Bibel festgehalten ist! Kornelius ist ein lebendiges Ausrufezeichen hinter der Tatsache, dass Gott ein wirkliches, wesentliches Interesse daran hat, den Menschen ganz alltäglich seine Liebe mitzuteilen - und das auch jenseits der Mauern von Gotteshäusern und Kirchen!

Ich will damit jetzt übrigens nicht das allgemeine Vorurteil bedienen, dass man Gott sowieso am besten auf der Bank im Wald für sich allein begegnen kann. Hören wir genau hin: „... der war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete ohne Unterlass ...“.
„Fromm“, das sollte man hin und wieder mal erwähnen, ist das Gegenteil von „doof“ und „naiv“; ein anderes Wort dafür ist „gewissenhaft“ oder „Gott-orientiert“. Und das ist man nicht für sich allein, sondern zusammen mit anderen (Kornelius also hier „mit seinem ganzen Haus“, mit einer Hausgemeinde aus Familie und Bediensteten); und das hat auch echte Konsequenzen für die soziale Kompetenz Gott und den Menschen gegenüber: Kornelius betet und unterstützt die jüdische Bevölkerung mit seinem Hab und Gut! Also nix mit Bank im Wald, wo keiner guckt!

Kornelius ist ein aktiver Gottsucher, der sich wirklich auf die Socken gemacht hat! Keiner, der sagt: Man müsste auch mal wieder in die Kirche gehen! und sich dann aber doch lieber die Bild am Sonntag kauft!

Bloß: Kornelius hat keine Kirche, keine Gemeinschaft - und ist es wohl auch leid, sein Gottesdienstsüppchen allein mit seinen Hausgenossen zu kochen. Gern hätte er Orientierung von anderen, mal mit anderen gesprochen, die auch versuchen, ihren Glauben zu leben. Er findet bloß keinen Anschluss. Die jüdische Bevölkerung nimmt gern sein Geld, aber nimmt ihn nicht in die Gemeinschaft auf. Die Römer haben für ihn nicht das richtige Angebot! Und die Christen bleiben am liebsten unter sich!

Aber Gott hat ein Herz für Leute, die nicht so recht ins Bild passen. Gott schickt Kornelius einen Engel! Wenn wir von Engeln hören, haben wir immer schnell gewisse Vorstellungen. Wir sollten das lassen! „Engel Gottes“ heißt einfach „Bote“ oder „Gesandter Gottes“ - Leute, die was ausstrahlen. Sie könnten das sein, wenn Sie Ihren Nachbarn zum Gottesdienst einladen ...
Kornelius’ Engel bittet ihn, Simon Petrus aus Joppe zu sich nach Cäsarea holen zu lassen! „Der wird dir sagen, was du tun sollst!’“ (vgl. 10,6), sagt er.
Und Kornelius beauf­tragt drei sei­ner Leute, diesen Simon Petrus zu ihm zu bringen. Wer immer das auch ist - Kornelius kennt ihn gar nicht! - aber „Der wird dir sagen, was du tun sollst!“ (10,6 Schl.), hatte der Engel gesagt!
Und das will Kornelius: Der will was hören, der will Orientierung, der will was wissen über die Koordinaten eines Lebens im Glauben an Gott, weil ihm dieser Glaube nicht nur Sonntags zur Kirchzeit, sondern ganz alltäglich wichtig ist!

3. Petrus ganz oben

Joppe liegt eine Tagesreise Richtung Süden von Cäsarea. Einen Tag später, als die Männer des Kornelius noch unterwegs waren - es war um die Mittagszeit - da saß Simon Petrus auf dem Dach des Hauses im Schatten.
Petrus ganz oben. Als Leiter der christlichen Gemeinde Jerusalems - auf dem Dach eines Hauses einer Partnergemeinde in Joppe! Eigentlich ist alles in Ordnung! Die christliche Gemeinde war gewachsen, hatte sich über Land und Leute verbreitert. So wie manche heute gern ein „christliches Abendland“ beschwören, konnte Petrus schon mal anfangen, hin und wieder von einem „christlichen Morgenland“ zu träumen.

Und doch stimmte da was nicht! Da stimmte etwas ganz und gar nicht! Da stimmte etwas so derartig nicht, dass es zum Himmel schrie! Oder dass Leute wie Kornelius es zum Himmel schrien! Und dort wurde es gehört.

Ich muss da vielleicht mal kurz etwas ausholen. Genau ein Kapitel vor unserer Geschichte begegnet Jesus einem gewissen Saulus von Tarsus, dem prominentesten Christenhasser und -verfolger der morgenländischen Welt und beruft ihn zum Missionar für Christus. Als Saulus zum Paulus wurde, war das die Geburtstunde der Weltmission! Wäre das nicht geschehen, wäre das Christentum eine flüchtige Erscheinung im Mittleren Osten geblieben - und niemand spräche heute mehr von Jesus!
Aber dass das geschehen ist, zeigt etwas Großartiges! Es zeigt, dass Gott lebendig ist! Dass Gott Dynamik hat! Dass Gott beweglich ist! Dass Gott Kraft und Vollmacht hat - und dass er all das auch benutzt: zum Heil der Menschen!

Petrus wusste von all dem nichts! Petrus dachte: Jesus hat bloß eine Lizenz für jüdische Menschen in Palästina - für Leute, die qua Geburt und Stammbaum schon was mit Gott anfangen können!
Petrus und seine Gemeinden waren irgendwann mal stehen geblieben. Aber die Zeit war weitergegangen. Und nicht nur die Zeit! Gott auch! Niemand hatte bemerkt, dass Jesus gerade unterwegs war nach Europa ... Und wahrscheinlich hätte ihm das auch niemand zugetraut!

Aber Gott sei Dank: Gott ist anders! Er traut seinen Leuten alles zu! Er traut auch Petrus zu, dass er da irgendwann von seinem Dach ganz oben herunterkommt und einfach wieder das Entscheidende tut: „Folge mir nach!“ (Johannes 21,19).
Lukas erzählt, wie Petrus, plötzlich ist der Himmel über ihm offen, sieht, wie sich ein Tischtuch vor ihm herab auf den Boden senkt! darauf: alle Tiere dieser Welt! Und dann sagt eine Stimme: „Steh auf, Petrus, schlachte und iss!“ Und Petrus sieht: Das sind ja alle Tiere durcheinander! Tiere, die nach der Tradition meines Glaubens rein sind - und Tiere, die nach der Tradition meines Glaubens unrein sind. Und er antwortet: „O nein, HERR; denn ich habe noch nie etwas Verbotenes und Unrei­nes gegessen!“ Und dann meldete sich wieder die Stimme und sagte: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne Du nicht verboten und unrein!“ (vgl. 10,11-16). Und diese kleine Diskus­sion zwischen Petrus und der Stimme aus dem Him­mel wiederholt sich dreimal.

4. Petrus kommt die Treppe runter

Petrus ist zunächst sehr ratlos, was er davon halten soll. Aber Gott schickt ihm die Übersetzung gleich dazu: Denn unten klopfen jetzt die Männer des Kornelius an die Haustür. Und dieselbe Stimme von vorhin sagt: „Steh auf, steig runter; geh mit diesen Männern und zweifle nicht! Denn ich habe sie gesandt!“ (vgl. Apg 10,20).

Und Petrus geht mit. Er geht mit den Männern des Kornelius nach Cäsarea. Er geht mit Gott nach Cäsarea zu Kornelius, in sein Haus, zu seinen Leuten. Wir können das, glaube ich, gar nicht nachvollziehen, was das bedeutet. Für einen mit jüdischen Traditionen aufgewachsenen Menschen wie Petrus war das das absolute Tabu! Undenkbar!
Aber Petrus denkt auch an was anderes: Er denkt an das Tischtuch und: „Was Gott rein gemacht hat, das nenne du nicht verboten und unrein!“ (10,15; vgl. auch 10,28).

Und Petrus versteht: Dieses Evangelium von Jesus, das mein Leben so verändert hat und es gerade wieder verändert, das gilt nicht nur mir oder einem kleinen auserwählten besonderen Teil dieser Erde, das gilt jedem Menschen, der über diese Welt geht! Unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Klasse, Nationalität, Religion, Kirchenmitgliedschaft!
Ich kann die Freude, die ihn bei dieser Erkenntnis durchströmt, förmlich spüren. Es ist die Freude eines Langzeitarbeitslosen, der seinen Traumjob antreten darf! Petrus ist wieder bei der Arbeit: „Folge mir nach!“ (Johannes 21,19).
Petrus predigt Kornelius und seiner Hausgemeinde das Evangelium von Jesus - sie hören ihm zu, und Gott öffnet ihnen das Herz und kommt in ihr Leben! Sie lassen sich taufen!

Als Petrus später nach Jerusalem zurückkehrt, hat er eine keine ganz leichte Aufgabe. Er hatte eine Gemeinde davon zu überzeugen, dass Gott mit der Zeit und mit den Menschen geht - und dass es ihre Aufgabe sei, mitzugehen! Petrus prägt dann irgendwann einmal dieses Wort von der Gemeinde als Haus Gottes, das aus „lebendigen Steinen“ (1. Petrus 2,5) besteht und sich an dem lebendigen Grundstein Jesus orientiert. Und der ist unterwegs in der Welt!

Diese Geschichte von Petrus und Kornelius erzählt in erster Linie von Gottes Leidenschaft! Gott ist fasziniert von den Menschen dieser Welt! Gott ist fasziniert von seiner Gemeinde in der Welt! Und es ist noch mehr als Leidenschaft und Faszination: Es ist Liebe! Er hat seinen Sohn für uns gegeben und damit einen Grund, eine Basis dafür gelegt, um eine echte, innige und persönliche Beziehung zu uns als unser himmlischer Vater aufzubauen!

Das heißt: Wenn Gott an uns denkt, dann denkt er an uns mit Gedanken eines guten Vaters für seine Kinder:
- mit aufbauenden, ermutigenden Gedanken,
- mit Gedanken des Wachstums im Glauben, des Fortschritts, der Entwicklung hin zu unserem großen Ziel in seinem Reich, wo er jeden Schmerz heilen wird, den uns das Leben zugefügt hat oder noch zufügen wird, wo er jede Träne abwischen wird!
Aber Gott, das erzählt diese Geschichte auch, ist nicht blind vor Liebe! Er schickt seine Kinder nicht allein auf einen Weg, den sie nicht schaffen, nicht zu einem Ziel, dass sie nicht erreichen, an dem sie scheitern müssen! Gott hat den Blick der Liebe, der auch unsere Schwachstellen sieht!
- Gott sieht die noch so tiefe, noch so innige und sogar tätige Religiosität eines Kornelius, die aber inzwischen nur noch Fragen aufwirft: Weil sie im eigenen Saft schmort! Weil sie keine Orientierung bekommt! Weil sie keinen echten Anschluss an Gott hat! Weil sie nicht in einer echten Gemeinschaft, in einer echten Gemeinde gelebt wird! Gott sieht das und möchte das ändern!
- Gott sieht Petrus. Petrus auf dem Dach. Petrus ganz oben! Die Welt ist in Ordnung, die Gemeinde floriert, expandiert. Man bleibt zwar irgendwie unter sich, erreicht immer nur dieselben Leute; aber man kann ja auch nicht immer gleich alles wollen! Doch! Gott will das! „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit in Jesus kommen!“ (vgl. 1. Tim 2,4).

Das ist Gottes Anspruch an seine Gemeinde! Und er macht Petrus diesen Anspruch deutlich - in der Geschichte mit dem Tischtuch, in der Begegnung mit den Leuten des Kornelius! Machen Sie sich das bitte klar: Für Petrus ist das so, geriete seine ganze Welt - und vor allem seine fertig eingerichtete Gemeinde - aus den Fugen. Jahrtausend alte Regeln, nach denen er von Kindheit an gelebt hat, sollen plötzlich nicht mehr gelten. Aber Gott mutet ihm das zu! „Petrus, hast du mich lieb?“
Gott kennt unsere Schwachstellen! Gemeinde ist nicht fertig! Und wir machen sie auch nicht fertig!

Ich glaube, dass an der Geschichte von Kornelius und Petrus drei Wünsche Gottes an seine Gemeinden in der Welt deutlich werden!
1. Gott wünscht sich mehr Gemeinde als wir denken!
2. Gott wünscht sich eine offenere Gemeinde als wir denken!
3. Gott wünscht sich eine hörende, auf sein Wort konzentrierte Gemeinde!

A.: Gott wünscht sich mehr Gemeinde als wir denken!

Sehen Sie, wenn wir in der Bibel über das Thema „Gemeinde“ lesen, dann finden wir dort ganz oft das Wort „Bau“! Und Bau heißt einfach: Das ist noch nicht fertig! Das wird wohl mal ein Haus, eine Kirche, ein Dom! Aber es ist noch nicht fertig!
Gemeinde ist immer und grundsätzlich noch nicht fertig! Denn Gott will noch mehr als das, was wir jetzt haben und heute sind. Und er will noch mehr als uns! Und vor allem will er nicht, dass wir bleiben wie wir sind!

Gott möchte, dass wir mit unserer Gemeinde ein Abbild des Reiches Gottes werden.
Reich Gottes? Reich Gottes, das ist das Ziel, dass uns Gott ermöglicht: in echter tiefer lebendiger Gemeinschaft mit Gott zu leben - in alle Ewigkeit - als die Menschen, zu denen er uns eigentlich erschaffen hat!
Wohlgemerkt: Das ist das Ziel! Und wenn du ein Ziel hast, dann stehst du nicht still. Dann bist du in Bewegung!

In unserer Geschichte ist Jesus auf dem Weg nach Europa! Und Petrus hat sich niedergelassen, dachte, Gemeinde sei eine Doppelhaushälfte und er sei jetzt fertig damit! Aber Gemeinde, die am Reich Gottes mitbauen will, ist nicht fertig! Baut nicht was fertig, und macht die Tür hinter sich zu! Petrus’ Kollege Paulus wird mal an die Korinther schreiben: „Das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft!“ (1. Kor 4,20).
„Kraft“ - eigentlich steht da „Dynamik“! Bewegung! Wenn Gemeinde nicht mehr in Bewegung ist, wenn Gemeinde nur noch um sich selbst kreist, dann läuft Gott ihr weg zu den Menschen!

Wenn Sie mich fragen würden, was ich gern mit Ihnen zusammen machen möchte, dann sage ich: Ich möchte gern mit Ihnen zusammen mit Gott Schritt halten! Aber ganz ernsthaft: Dazu wird häufiger, als wir zunächst denken, umdenken erforderlich sein:
umdenken, umkehren, umbauen,
Fehler machen, umwerfen, neu anfangen!
Dafür steht Petrus in unserer Geschichte - und neben und hinter ihm noch viele andere!
Gott wünscht sich mehr Gemeinde als wir denken! Es gibt viel zu tun, wenn wir Gemeinde sein wollen, die er sich wünscht! Aber wenn wir uns auf diesen Weg machen, den er sich für uns wünscht, dann werden wir mit ihm rechnen können - mit seinem Segen!

B.: Gott wünscht sich eine offenere Gemeinde als wir denken!

Es ist deutlich bequemer, Gemeindearbeit zu machen, ohne die Korneliusse und Kornelias dieser Welt mitzubedenken! Petrus hätte lieber in Ruhe zu Mittag gegessen und alles wäre beim Alten geblieben!

Aber mit Gemeindearbeit klappt das so nicht! Warum? Weil der Herr der Gemeinde, unser Herr, unser Kopf, unser Herzstück - Jesus eben! - sagt: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offb 21,5).
Und er sagt auch noch was hinterher, was letztlich das Programm von echter Gemeindearbeit in seinem Sinne umschreibt:
„Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!“ (Offb 21,6).

Sehen Sie, das sind die Koordinaten, das ist die Zielausrichtung von Gemeindearbeit im Sinne Jesu:
Dass hier dem Durstigen gegeben wird
von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!

Und das ist hier tatsächlich möglich! Warum? Darum: Weil er dafür gelebt hat, gestorben und auferstanden ist, damit der Durst nach Leben, wie Kornelius ihn spürte, wie jeder Mensch, der uns auf der Straße begegnet ihn spürt und kennt ..., - damit dieser Durst gestillt werden kann!
„Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben - und es im Überfluss haben!“ (Joh 10,10).
Und dieses Leben gehört nicht uns!

Auch ‚unsere’ Gemeinde gehört nicht uns! Diese Kirche gehört nicht uns! Unsere Gemeindehäuser gehören nicht uns! Unsere Kindergärten gehören nicht uns!
Auch unsere Pastorinnen und Pastoren, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ihre Begabungen und Fähigkeiten - nichts davon gehört uns!
All das gehört Gott. Und er will daraus Gemeinde in der Welt bauen!

Mein Traum von Gemeinde ist es, immer mehr Menschen zu finden, die sich darauf einlassen, die nicht nur fragen:
„Was ist hier für mich? Was ist hier meins? Wo wird hier was für mich, für meine Leute, für meine Gruppe, für meine Altersklasse getan?“
Sondern Menschen, die dabei mitmachen, dafür beten und arbeiten, dass sie selbst und andere an die Quelle lebendigen Wassers kommen! Nicht weil wir so gut sind und so unverzichtbar! Sondern weil Gott so gut ist, uns dazu gebrauchen zu können!

Es geht hier nicht um uns! Es geht darum, dass wir hier mit unserer Arbeit den Menschen, die wir einladen und die zu uns kommen, das Herz öffnen, dass sie ihren Durst nach Gott, nach Leben, nach Sinn entdecken - und erleben, dass hier mitten unter uns Jesus selbst am Werk ist und genau diesen Durst stillt!

Gott wünscht sich eine offenere Gemeinde als wir denken - eine Gemeinde, die den Durst der Menschen sieht - und darauf reagiert!

C.: Gott wünscht sich eine hörende, eine auf sein Wort konzentrierte Gemeinde!

Wissen Sie, für unsere Geschichte und für unsere Gemeinde ist es entscheidend wichtig, was der Kornelius da von Petrus will!
- Kornelius wollte nicht mal ein Pils mit Petrus trinken.
- Er wollte mit ihm auch nicht die neuesten Entwicklungen der Kommunalpolitik von Cäsarea durchhecheln.
- Er wollte keine Fotogruppe für Männer aufmachen und auch seine Frau nicht bei einem Kurs für rhythmisches Malen mit Aquarellfarben anmelden.

Was Kornelius wollte, finden wir drei mal in unserer Geschichte: Kornelius wollte hören!
- Etwas hören, das tröstet, das hilft,
- das ganz konkrete Lebenshilfe gibt,
- das im Glauben und Vertrauen auf Gott wachsen lässt und hilft eben zu dem Menschen zu werden, zu dem Gott ihn eigentlich geschaffen hat!
Und Petrus gibt ihm und seinen Leuten was zu hören: Er feiert mit ihnen Gottesdienst!

Haben Sie sich mal Gedanken gemacht, was das ist: Gottesdienst? Jemand, den ich sehr schätze, hat das mal so auf den Punkt gebracht:
Gottesdienst ist ein Ort und eine Zeit, an dem und in der niedergeschlagene, verletzte, frustrierte, orientierungslose Menschen Liebe, Akzeptanz, Hilfe, Hoffnung, Vergebung, Leitung und Ermutigung finden.

Mit Gottesdienst kann ich gut leben! Und ich habe einen Herzenswunsch: Dass Sie das auch können! Erleben, dass man mit Gottesdienst gut leben kann!
- Weil man was hört, das tröstet, das hilft, das Leitung gibt,
- das Entwicklung zu einer glaubenden Persönlichkeit möglich macht,
- das einem zeigt, dass man lebt und sich bewegt und zusammen mit anderen an einer großartigsten Sache der Welt arbeitet: „dass die Durstigen bekommen von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst!“

Um das Hören ist es bei uns nicht wirklich gut bestellt! Einer unserer Presbyter hat mal einen Satz gesagt, der ist so gut, der könnte von mir sein:
„Wenn wir schon Gebäude schließen müssen, lasst uns doch die Kirche schließen! Das merken 60% unserer Mitarbeiter/innen und 90% unserer Gemeindeglieder sowieso erst mal nicht!“

Ich sage das ganz offen:
Wenn eine Gemeinde Gottesdienst nicht mehr lebt und nicht mehr liebt, dann hört sie über kurz oder lang auf, Gemeinde zu sein! Dann gibt’s da nette Unterhaltung, Kaffee, Softdrinks, auch mal einen Wein oder ein Bier - aber kein lebendiges Wasser!

Woraus ich lebe ich und mache meine Arbeit? Oft mit Ach und Krach? Aus meiner Stillen Zeit mit Bibel und Gebet - und aus dem Gottesdienst! Aus dem, was mir Gott dort schenkt! Aus seinem Wort!
Was gibt Ihnen Kraft für Ihr Leben und Ihre Arbeit in unserer Gemeinde?

Einer der letzten Sätze aus unserer Geschichte, wo Petrus mit Kornelius und seiner Hausgemeinde Gottesdienst feiert, sagt: „Der heilige Geist fiel auf alle, die das Wort hörten“ (Apg 10,44). ... auf alle, die das Wort hörten!
Ganz spitz gesagt: Gottes kraftvolle, vollmächtige und bevollmächtigende Gegenwart ist bei denen, die ihn hören, ihn anbeten und sich ihm verdanken!

Heute ist Buß- und Bettag - ein Tag der Einkehr und Umkehr! Eine Chance, nachzudenken und umzukehren: zur Quelle des lebendigen Wassers! Und Gott wünscht sich, dass wir dort hinkommen! Gott wünscht sich nichts mehr, als dass wir dort hinkommen - in seine kraftvolle und bevollmächtigende Gegenwart - dorthin, wo wir den hier in unserer Gemeinde erleben, der von sich sagt: „Siehe, ich mache alles neu!“